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Holzernte im Hochgebirge mit mobiler Langstreckenseilbahn

In den Graubündner Alpen hat das Unternehmen Candinas SA Multiservis Anfang Mai eine spektakuläre Seilbahn für die Durchforstung eines Schutzwaldes aufgebaut. Der Bau der Seilbahn war die einzige Möglichkeit, Holz zu ernten und ins Tal zu liefern; denn Forststraßen gibt es in diesem Gebirgswald nicht. Die Seilbahn könnte ein Vorreiter für weitere Erntearbeiten im Hochgebirge werden. Dort bleiben die Wälder meist ungenutzt, überaltern und bieten immer weniger Schutz vor Lawinen, Steinschlag und Erdrutschen.

Auch für gebirgserprobte Seilbahnspezialisten wie das Unternehmen Candinas SA Multiservis ist der Hieb in Rabius, einem Dorf der Surselva im oberen Vorderrheintal, ein Holzschlag der Superlative: 2.300 Meter Trassenlänge mit einem Höhenunterschied von 1.000 Metern – vom Tal bis dicht unter die Baumgrenze.

 



Am Aufarbeitungsplatz kommt ein Highlander mit Woody-60-Aggregat zum Einsatz.  / Foto: Oberer„Zudem verläuft das Gefälle des Hangs nicht regelmäßig, sondern stufig. Das machte den Aufbau und den Betrieb der Seilbahn besonders schwierig“, sagt Meinrad Candinas, Geschäftsführer der Firma.

 

So erforderte das Hangprofil den Aufbau von drei Gittermaststützen mit 36, 38 und 41 Metern Höhe. Die Masten wurden im Tal montiert und mit einem Transporthubschrauber „Super Puma“ in die Seilbahntrasse geflogen. Dort wartete an jeder der drei vorgesehenen Stellen ein Team, das die Masten am Boden fixierte und die Abspannseile der Masten mit den dort bereitliegenden Ankerseilen verband. Insgesamt sichern über 1.100 Meter Abspannseile mit zwölf Millimeter Durchmesser (kompaktiert) die drei Masten.

Der Laufwagen mit Ladung hat gerade den Sattel der mittleren Gittermaststütze passiert. / Foto: ObererBeim Aufbau der Masten waren 21 Mitarbeiter im Einsatz, denn der Forstunternehmer wollte nichts dem Zufall überlassen: „Der Super Puma kostet rund 150 Franken (120 Euro) pro Minute. Da muß das Aufstellen der Masten und die Verankerung der Abspannseile reibungslos funktionieren. Aus diesem Grund wollte ich sichergehen, daß genug Leute vor Ort waren.“ Der Hubschraubereinsatz für den Aufbau der drei Masten sowie für den Transport der Seilwinde zur Bergstation dauerte etwa 40 Minuten. Zusätzlich stellte das Unternehmen Eagle Air den Anflug in Rechnung.

Minutiöse Vorbereitung

Möglich war der reibungslose Ablauf des Hubschraubereinsatzes nur durch eine minutiöse, über mehrere Monate dauernde Vorbereitung. Nachdem die provisorische Seillinie markiert und die Auszeichnung des Hiebes abgeschlossen waren, begann der Einsatzleiter Robert Candinas mit der Detailplanung des Holzeinschlags. Dazu wurde das Trassenprofil im Gelände vermessen, denn die Höhenprofile der Landkarten sind für ein solches Projekt zu wenig präzise. „Die Vermessung war aufwendig. Der Einsatzleiter hat über zwei Tage für die Detailplanung im Gelände investiert. Aber ich bin froh darüber. Hätten wir uns auf die Karten verlassen, hätten wir für die Stützmasten wahrscheinlich die falschen Standorte ausgewählt“, erzählt Meinrad Candinas.

Auf der Grundlage des Trassenprofils plante der Einsatzleiter Robert Candinas zusammen mit Meinrad Candinas den Aufbau der Seilbahn, wobei die Meldefristen beim Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) den Zeitplan vorgaben. Die Seilbahn wurde nämlich als potentielles Hindernis für die Luftfahrt eingestuft.
Mit der Genehmigung vom BAZL war der Weg frei für das „Ausholzen“ der Seillinie und die anschließende Montage der Seilbahn. Aufgrund des schneearmen Winters und des milden Wetters konnte Candinas’ Team die Seilbahn bereits Anfang Mai aufbauen und die auf der Trasse gefällten Bäume seilen. Anschließend wurde die Durchforstung in den Beständen längs der Trasse in Angriff genommen, die voraussichtlich bis in den August hinein dauern wird. Das Team arbeitet sich dabei vom oberen Teil der Trasse in Richtung Tal vor.

Komplexe Logistik

Die saubere Vorarbeit zahlte sich nicht nur beim Aufbau der Seilbahn aus, sondern trägt auch beim Betrieb Früchte. „Die Arbeiten gehen reibungslos voran und bis jetzt hatten wir noch keine Pan-ne“, freut sich der Unternehmer. In dem unzugänglichen Hang würde eine technische Störung die Arbeit für mindestens einen halben Tag unterbrechen. Befahrbare Wege in der Nähe der Trasse, über die man den Pannenort rasch erreichen könnte, gibt es nämlich keine. Wegen der isolierten Lage der Baustelle übernachten übrigens auch der Maschinist der Seilwinde und die beiden für die Fällung und das Anhängen der Bäume zuständigen Forstwarte in einer Hütte nahe des obersten Trassenabschnittes. Für die Erntearbeiten im unteren Trassenabschnitt werden die beiden Forstwarte eine zweite, tiefer gelegene Hütte beziehen.
Um eine reibungslose Logistikkette zu gewährleisten, mußte sich das Forstunternehmen auch auf Unterbrechungen der Holzabfuhr vom Aufarbeitungsplatz einrichten; denn die Zufahrtswege im Tal, nahe der Rheinaue, sind bei Nässe für Holztransporter nicht befahrbar. Um Arbeitsunterbrechungen bei Regen zu vermeiden, legte Candinas Lagerflächen für verschiedene Sortimente an: für Starkholz, Profilzerspanerholz (PZ-Holz) und auch für Schlagabraum. Den Schlagabraum arbeitet ein Partnerunternehmen mit einem Hacker auf der Baustelle auf und transportiert die Hackschnitzel zu einem nahegelegenen Zwischenlager des Energieunternehmens Axpo Hydro Surselva GmbH. Das bei der Durchforstung anfallende PZ-Holz wird regelmäßig nach Österreich abgefahren. Beim Starkholz klagt Meinrad Candinas dagegen über Absatzschwierigkeiten: „Die Starkholzsägereien haben sich wegen des milden Winters dieses Jahr früh mit Holz eindecken können.“

Chance für den Schutzwald

Insgesamt werden auf dem Hieb rund 3.000 Festmeter Fichtenholz anfallen. Die Candinas SA Multiservis hat das Holz auf dem Stock von den beiden Besitzern der Durchforstungsflächen gekauft. Zuvor hatte der zuständige Regionalforstingenieur zusammen mit dem Revierförster die Durchforstungen ausgezeichnet und die anfallenden Volumen ermittelt. Die beiden Waldbesitzer leben von der Bewirtschaftung der an den Wald angrenzenden Almen. Eine regelmäßige Nutzung ihres Waldes wäre aufgrund der hohen Erntekosten zu aufwendig. Doch der Wald ist Schutzwald und Schutzwälder müssen gepflegt und verjüngt werden, um ihre Funktion erfüllen zu können. Überläßt man die Bestände sich selbst, dominieren Altbäume die Flächen, in deren Schatten keine Jungpflanzen heranwachsen können. Mit zunehmendem Alter bieten solche Bestände immer weniger Schutz gegen Lawinen, Steinschlag und Erdrutsche, vor allem, wenn sie beginnen abzusterben. Dann ist es meist zu spät, eine neue Waldgeneration zu begründen, welche die Schutzfunktion übernehmen könnte. Um solche Entwicklungen zu vermeiden, bezuschußt das Amt für Wald Graubünden Durchforstungen im schwer zugänglichen Schutzwald; so auch die Arbeiten in den Beständen in Rabius, wo die Durchforstung längst überfällig war.

Fortsetzung schon geplant

In den Schweizer Alpen gibt es viele Schutzwälder, die dringend Durchforstungen nötig hätten, die aber – wie der Hang über Rabius – nicht mit Waldstraßen erschlossen werden können. Meinrad Candinas ist aber zuversichtlich, solche Wälder in Zukunft mit Hilfe von Langstreckenseilbahnen pflegen zu können. „Der Bau einer Seilbahn dieser Dimension mit drei Gittermaststützen war für mich und mein Team eine Herausforderung. Nun wissen wir: Solche Baustellen sind zu bewältigen, wenn man sie gut vorbereitet.“ Daß dem so ist, zeigt auch der Entschluß, nächstes Jahr im gleichen Hang eine zweite Trasse für weitere Durchforstungen mit 2.000 Festmeter Erntevolumen anzulegen.

www.candinas.ch

FERDINAND OBERER

Dieser Bericht ist in der Ausgabe Forstmaschinen-Profi 07-2011 erschienen.


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